Opel-Manager Stefan Barth: „Der Manta war ein Segen“

Opel-Österreich-Manager Stefan Barth fährt mit uns den neuen, elektrischen Astra – und spricht über das Ende von Aspern, Verkaufszahlen und den Manta-Kult samt wehendem Fuchsschwanz.

17.05.2024, 16:30

Autofahrt mit dem Autochef: Stefan Barth, Opel

Aspern – das Opel-Werk am Wiener Stadtrand liegt etwas traurig da. Still ist es rund um die Produktionshallen, nur noch bis Mitte Juli werden hier Schaltgetriebe produziert – dann ist Schluss.

Hier treffen wir Stefan Barth, Österreich-Manager der Marke Opel. Wir machen mit ihm eine gemeinsame Ausfahrt, wollen stadtauswärts Richtung Groß-Enzersdorf. Mit dem neuen Opel Astra, in der vollelektrischen, blitzblauen Version.

Gleich zu Beginn unserer Ausfahrt reden wir über das Werk in Aspern. Seit 1979 ist es ein Teil der österreichischen Industriegeschichte, die Verträge wurden damals zwischen Kanzler Bruno Kreisky und Opel feierlich unterzeichnet. Es sollte für 100 Jahre hier produziert werden. „Die Automobilindustrie ist stark im Wandel“, sagt Stefan Barth. „Opel feiert im Juni 125 Jahre Autoproduktion – da gab es immer wieder Neuerungen. In der Stellantis-Organisation geht alles Richtung Automatik-Getriebe und Elektrifizierung – und hier in Apern wird eben noch ein Schaltgetriebe gefertigt – leider“. Barth verweist darauf, dass das eine alleinige Entscheidung von Stellantis ist, nicht von Opel. Man merkt ihm das Bedauern an. Die Zukunft sei die E-Mobilität, da schreite auch die Entwicklung bei Opel zügig voran. „Ab 2028 sind wir vollelektrisch“, erklärt Barth, als er mit dem Astra aus der Einfahrt biegt. Er will lieber von den Vorzügen der Elektroautos reden. „Vom Fahrzeug hört man nichts mehr. Das gefällt mir besonders, diese Laufruhe bei den Elektrischen“, so Barth.

Zielgruppe für den Astra seien junge Fahrerinnen und Fahrer und natürlich die angestammten Opel-Kunden. Barth: „Die sind im Alter von 45 aufwärts, technikaffin und sie mögen dynamische Fahrzeuge. Modern German sagen wir dazu, dieser Designansatz spricht unsere Kunden sehr an“, erklärt Barth.

Aus Rüsselsheim

Der Astra wird im Stammwerk in Rüsselsheim produziert. Rüsselsheim – wieder so ein klingender Name in der Opel-Welt. Seit 1899 gibt es dort eine Motorenproduktion. Der Sohn von Gründer Adam Opel hat das erste Automobil der Marke entworfen, ein erschwingliches noch dazu. Vorher waren es Nähmaschinen und Fahrräder.

Apropos Opel-Geschichte: Kapitän, Diplomat, Admiral, Ascona – und natürlich der Manta waren bekannte Modelle. War der Manta mehr Segen oder Fluch? Barth: „Der war eine Ikone und natürlich mehr Segen. Wie viele Filme wurden schon nach einem Produktnamen benannt?“ Opel arbeite gerade an einem neuen Manta, „wir werden schauen, dass das Auto wieder aufersteht“. Und zum Fuchsschwanz, der traditionell beim Manta an der Antenne baumelt, schmunzelt Barth: „Wenn man es möchte ...“

Alles elektrisch

Zurück in die Zukunft: Opel verfolgt eine sehr ambitionierte Elektrostrategie, die auch keine Verbrennertüren mehr offenlässt. Bis 2028 wird man voll elektrifiziert sein. Das gesamte Produktportfolio werde schon bis Ende dieses Jahres elektrisch verfügbar sein, bis dahin kommen der Frontera und der Grandland als elektrische Varianten.

Immer mehr elektrische Opel werden also zum bestehenden Carpark hinzukommen. „Von den aktuell rund fünf Millionen Fahrzeugen in Österreich sind fünf bis sechs Prozent fahrende Opel. Wir sind also präsent, haben aber durch viele Umstellungen seit 2017 an Marktanteil verloren. Ziel ist es natürlich, dass wir uns wieder dorthin entwickeln, wo wir waren“, gibt Barth die Ziele vor.

Dafür macht man sich in der Stellantis-Gruppe, einem Zusammenschluss vieler Marken, besonders, indem man die typischen Opel-Merkmale bei den Fahrzeugen hervorhebt. „Das schafft Rüsselsheim mit Opel-CEO Florian Huettl sehr gut, indem wir beim Design klar und selbstbewusst auftreten, aber auch auf die Einfachheit in der Bedienung achten“, erklärt Barth.

Und weil der Astra aus Sicht des Opel-Chefs so gut gelungen ist, fährt er ihn auch selbst. Allerdings in der Kombi-Variante. Das habe praktische Gründe, weil die Familie den Platz brauche. „Ich bin absolut überzeugt von dem Auto, mit seiner Fahrdynamik und der Sportlichkeit.“ Mit 4,6 Meter Länge ist der Kombi auch noch zwanzig Zentimeter größer. Die längste Fahrt zog Barth übrigens 1.600 Kilometer nach Frankreich. Wenn er länger unterwegs ist, hört er Podcasts, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Und Coldplay und U2.