VW-Chef Herndl und der neue ID.7: „Der hat einen eigenen Namen verdient“
VW-Markenchef Thomas Herndl fährt mit uns den neuen ID.7, erklärt die Oberklassen-Limousine und das Phänomen Volkswagen in Österreich
Thomas Herndl ist ein guter Autofahrer, versichert er. Aber ein eher schlechter Beifahrer. Gut für unser Vorhaben: Wir machen eine Ausfahrt mit dem VW-Markenchef der Porsche Holding und Herndl wird das Auto selbst lenken. Das wiederum ist nicht sein eigenes (das wäre ein Touareg), sondern der nagelneue ID.7 – die große Elektrolimousine von Volkswagen.
KURIER: Thomas Herndl, wir fahren im neuen ID.7.
Thomas Herndl: Unser neuestes Elektroauto, unser fünftes Fahrzeug in der ID.Familie, nach dem ID.3, ID.4, ID.5 und ID.Buzz.
Aber das größte in der Reihe, sogar größer als der Buzz.
Stimmt. Und die erste Limousine in der Reihe, irre lang und mit viel Platz. Und ein Riesenpanoramadach mit elektrochromatischem Glasdach. Der ID.7 kommt auch noch als Kombi und Allrad.
Darf man Passat zum ID.7 sagen?
Nein, darf man nicht. Der hat einen eigenen Namen verdient. Die VW-Elektrofahrzeuge sind eigens entwickelte Autos auf einem eigenen Baukasten.
Wer ist die Zielgruppe für dieses Auto, das mit knapp 60.000 Euro viel Geld kostet?
Der ID.7 ist ein Business- bzw. Flottenauto, aber auch für Familien gedacht. Mit der Reichweite von 600 km kommt man auch weit damit.
Irgendwie fahren die E-Autos ja alle ähnlich. Wie grenzt sich VW hier ab?
Durch den Komfort und das Fahren an sich und die Verarbeitung. Im ID.7 ist alles auf Oberklasse ausgerichtet.
Warum sind gute Autos eigentlich so teuer?
Es hat sich viel getan in der Branche – Chipmangel und Rohstoffpreise haben sich auf die Preise ausgewirkt. Aber wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo wir sehen, dass die Autos auch wieder günstiger werden. Wir wollen für jeden ein Angebot haben.
Man wartet ja auf das 20.000-Euro-E-Auto: Wird es das geben?
Das soll und wird es geben. Zuerst kommt aber das Fahrzeug um 25.000 Euro.
Warum ist das Elektroauto die Zukunft?
Weil wir nachhaltiger werden müssen und das E-Fahrzeug die CO2-neutrale Mobilität gewährleistet.
Was verlieren wir durch das europäische Verbrennerverbot 2035?
Gute Frage. Ich glaube, momentan hat es jedenfalls für viel Verunsicherung gesorgt. Es gibt viele Leute, die mit Elektroautos noch gar nicht in Berührung waren.
VW sind unangefochten die meistverkauften Autos in Österreich. Marktanteil: 14,6 Prozent. Seit 1957 ist VW die Nummer 1 in Österreich. Wie erklärt der VW-Chef das VW-Phänomen in Österreich?
Das ist einfach eine Marke, die zu Österreich passt. Die hier eine lange Geschichte hat.
Aber jetzt kommt die chinesische Konkurrenz.
Seit jeher hat man immer Mitbewerber auf dem Markt gehabt. Das belebt und stärkt die etablierten Marken, sich Neues einfallen zu lassen.
Sind E-Autos eigentlich einfacher zu bauen?
Wenn man den Verbrenner hernimmt, da ist wesentlich mehr Know-how, da sind wesentlich mehr Teile verbaut. Also ja. Aber beim Fahrzeug geht es heute um mehr, es geht um Digitalisierung und das Rundherum.
Bei den E-Auto-Zulassungen hat VW nur den dritten Platz hinter Tesla und BMW. Warum?
Wir hatten Lieferschwierigkeiten, konnten die Autos nicht so gut auf die Straße bringen. Jetzt kommen wir nach und nach mit neuen Fahrzeugen auf den Markt – da wird sich viel tun im neuen Jahr.
Hat das autonome Fahren Zukunft?
Da ist einiges dran. Aber es dauert alles länger als gedacht. Das braucht viel Technik, schnelle Datenverbindungen. Im Berufsverkehr und im öffentlichen Verkehr kann das schon sehr nützlich sein und Unfälle deutlich reduzieren.
Ist das Auto in Zukunft überhaupt noch wichtig?
Definitiv ja. Gerade in den ländlichen Gegenden ist es oft die einzige Möglichkeit, mobil zu sein.