Porsche-Chef Helmut Eggert: "Der 911er wird zuletzt elektrisch"

Helmut Eggert ist längstdienender Automanager im Land. Der Porsche-Chef unternimmt mit uns eine Ausfahrt – und spricht über den elektrischen 911er, Wiedeking und 1000-PS-Autos.

Sandra Baierl
Von Sandra Baierl

03.05.24, 11:09

(kurier.tv ) 03.05.24, 11:09

Helmut Eggert ist einer der längstdienenden Automanager im Land. Seit 1999 ist er Geschäftsleiter von Porsche Österreich, er hat mehr Porsche in Österreich eingeführt, als alle seine Vorgänger zusammen: kein wassergekühlter Porsche, kein GT3, kein Elektroporsche oder SUV, die nicht über seinen Schreibtisch gegangen sind. „Das ist mir in den Schoß gefallen“, sagt Helmut Eggert.

Seinen Erfolg mit der Marke spielt er bei unserer gemeinsamen Ausfahrt mit dem nagelneuen Panamera charmant hinunter. Die Neuauflage des Modells wurde extra für unsere Ausfahrt nach Wien gebracht – eine Premiere auch für Eggert. „Für mich ist der Panamera das Schweizer Messer in der Flotte: der geht als Reisefahrzeug genauso, wie als Familienauto und auf der Rennstrecke.“ Das überarbeitete Modell, ein Plug-in-Hybrid, ist stärker und schneller als je zuvor. Vor allem aber mit dem neuen Active Ride Fahrwerk ausgestattet, das praktisch jegliches Wanken, Nicken und Sinken während der Fahrt eliminiert.

Apropos stärker und schneller: Dass es den elektrischen Porsche Taycan jetzt mit mehr als 1000 PS gibt, lässt Eggert schmunzeln. Wofür 1000 PS? „Das braucht natürlich niemand, man macht das, weil es machbar ist und man es kann“.

Breite Modellreihe

Marke und Image des Sportwagenbauers wird nach wie vor vom Kultauto 911 dominiert. Wobei Eggert relativiert. „Der Kern der Marke ist der 911, der Kern des Geschäfts ist aber mit den Jahren viel breiter geworden“. „Der 911 ist toll, aber unser Problem war es früher, dass mit Oktober die Fahrzeuge eingewintert wurden und es kein Werkstättengeschäft mehr gab“. Dem Weitblick des ehemaligen Vorstands Wendelin Wiedeking war es zu verdanken, dass die Marke verbreitert wurde. Eggert: „Er hat ein Geschäft übernommen, das zu dem Zeitpunkt Pleite war. Es ist sein Verdienst, das Unternehmen so weit gebracht zu haben, dass es sogar kurzfristig mehr Gewinn als Umsatz gemacht hat.“ Das war 2008 und wahrlich eine betriebswirtschaftliche Sensation. Dem umstrittenen Ex-Vorstand streut Eggert Rosen: „Wiedeking war im positiven Sinn ein Menschenfänger, er hat uns heißgemacht, wir haben rund um die Uhr für die Marke gearbeitet.“

Seither ist Porsche stark. Mehr als 300.000 Autos werden aktuell jedes Jahr produziert. „Ein Wert, den man sicher noch ausbauen kann“, sagt Eggert. Denn es gebe Weltregionen, wie etwa Indien, wo Porsche noch kaum vertreten ist. Jedoch: Produzieren werde man Porsche immer in Deutschland, das sei fix.

Dass Österreich eines der marktanteilsstärksten Länder von Porsche ist, habe mit der österreichischen Geschichte zu tun. Und: „Wir sind ein 911er-Markt. Haben 2023 das beste Jahr in der Geschichte gehabt. Mehr als 500 911 wurden in Österreich verkauft (546 Exemplar), gefolgt vom Cayenne (334) und Taycan (223).

911 mit E-Zukunft?

Wo Eggert die Zukunft des 911 sieht? „Sehr gute Frage. Der 911 wird sicher das letzte Fahrzeug sein, das wir elektrisch machen. Und sogar noch heuer wird das Fahrzeug eine gewisse Elektrifizierung erhalten. Das wird wie das KERS-System in der Formel 1 sein, also ein Leistungshybrid. Was dann ab 2030 kommt, wird man sehen“, sagt Eggert. Und fügt hinzu: „Der 911 wurde so oft totgesagt, ich glaube aber, dass man den auch sehr gut elektrifizieren wird können.“ Die Batterietechnologie werde aus seiner Sicht rasch voranschreiten, wir stünden da erst am Anfang der Geschichte. „Da ist noch viel zu erwarten“, ist Eggert sicher.

Dass Helmut Eggert für Porsche Feuer gefangen hat, hat nicht nur mit Wiedeking zu tun, sondern mit frühen Begegnungen in der Kindheit. Die Initialzündung war damals ein aufziehbares Spielzeugauto, das Eggert als 4-Jähriger geschenkt bekommen hat. Später, als junger Mann, habe er sich einen Porsche gekauft. Und erkannt, dass das eine gute Investition war, weil er ihn nach ein paar Jahren ohne gröbere Verluste weiterverkaufen konnte. „Ein Porsche ist wie ein Ringstraßenpalais, die Investition ist nachhaltig und werthaltig“, sagt Eggert.

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